Das Verfahren kann neben Glas auf zahlreiche wei-tere Techniken übertragen und genutzt werden. Ein-satzpotentiale gefundener Materialqualitäten bie-ten sich im Bereich optischer, haptischer und kommu-nizierender Oberflächen: Gefäße, die den Bereich des Greifens oder ihren Inhalt signalisieren, Funktions-oberflächen als Zerstäuber, Reibe oder zum Trennen von flüssig und fest.
Das Anwendungspotential von Glas im Bereich Licht liegt nahe, da die materialinhärenten Eigenschaften eine differenzierte Auseinandersetzung damit ermög-lichen. Verschiedene Stadien von Transparenz und Transluszenz wurden in Techniken des Pâte de Verre vergegenständlicht. Additive Musterentstehung und Visuelle Taktilität wurden im Radius der Transparen-zen mit Glaspuder untersucht.
In Architektur und Innenarchitektur eröffnet sich ein weites Spektrum an Anwendungspotentialen: Inter-aktion von Nutzer und Objekt oder Nutzer und Raum durch optische und taktile Rückmeldung, orientie-rungsgebende Leitsysteme oder adaptiv auf Licht- und Wetterverhältnisse reagierende Oberflächen. Sich unter Einfluss von Licht optisch verändernde Fassa-den, rutschfeste Fliesen für Nassbereiche, mehrfach dimmbare Leuchtmodule, dreidimensionale Raumtei-ler oder Wandpaneele erweitern die Möglichkeiten-kollektion.
Bis heute ist jedes in Pâte de Verre hergestellte Objekt ein Unikat. Den Mensch aus dem Herstellungsprozess nicht zu eliminieren sondern als wichtigen Partner in der kontemporären Praxis von Pâte de Verre beizube-halten und diese mit technischen Neuerungen und digitalen Einflüssen zu erweitern, stellt einen großen Gewinn dar.
In einer symbiotischen Beziehung von Mensch und Maschine werden in der Industrie 4.0 Routinearbeiten automatisiert und Prozesse rationalisiert, keiner von beiden wird dabei jedoch zum Anhängsel des Anderen.
Eine Mechanisierung und Fertigung in modernen Produktionsstraßen ähnlich der heutigen Porzellan-produktion sind denkbar. In einer programmierten, digital gesteuerten Herstellung können einzelne Para-meter gezielt angesteuert und verändert werden. Dies erlaubt auch Nicht-Designern die Änderung teilweise vordefinierter Konzepte oder Produktkonfiguration aus einer Möglichkeitswolke.
Hierbei die Qualitäten des Craftsman zu bewahren ist eine Aufgabe, deren sich Gestalter stets bewusst sein sollten.
Projekt: Masterarbeit digital handmade
Zitiert aus:
Sennett, Richard (2008): The Craftsman, Penguin Books, London.
Littleton, Harvey K. (1971): Glassblowing, A Search For Form, Van Nostrand Renhold, New York.
Scharf, Armin (2016): Symbiotisch Vernetzt, Rat für Formgebung (Hrsg.), Frankfurt am Main.